Businessplan, ja oder nein?

Stehst Du am Anfang Deiner unternehmerischen Tätigkeit und überlegst Dir, ob Du nun einen Businessplan schreiben oder einfach drauflosarbeiten sollst? Dann ist dies der richtige Beitrag für Dich.


Aus der Forschung ist klar zu erkennen, dass lediglich ein Fünftel des Unternehmenserfolgs junger Unternehmen auf deren langfristige Planung, zurückzuführen ist. Entrepreneure raten daher, dass Du erst dann planst, wenn es tatsächlich nötig ist, beispielsweise vor einer grösseren Finanzierungsrunde. Denn je etablierter das Unternehmen wird, desto relevanter wird die strategische Planung. Stehst Du jedoch an der Startlinie Deiner unternehmerischen Tätigkeit, dann empfiehlt es sich, dass Du Deine wertvolle Zeit in die Validierung Deiner Geschäftsidee investierst. Dies bedeutet, dass Du zunächst Dein passendes Geschäftsmodell mit dem Kunden oder in Bezug auf dessen Inputs entwickeln solltest, anstatt die Zeit mit dem Schreiben eines Businessplans zu verwenden. Sobald genügend valide Informationen aus dem Kundenfeedback und gegebenenfalls von der Konkurrenz vorliegen, kannst Du mit dem effektiven Planen anfangen. Dabei sollst Du jedoch keinen 50-seitigen Businessplan erstellen, denn Businesspläne können nicht verhindern, dass Unerwartetes auftritt. Solche Veränderungen gehören zum Unternehmeralltag nun mal dazu.


Wie kannst Du aber Dein Unternehmen trotz dieser Unsicherheit zum Erfolg bringen? Halte statt eines Businessplans Plan B, C und C bereit. Für den Beginn Deiner unternehmerischen Reise eignet sich das Lean-Startup-Prinzip. Das Ziel des Lean-Startup-Prinzips ist es, dank der Formulierung und des Testens von Hypothesen eine möglichst kostengünstige Unternehmensgründung mit schnellem Markteintritt voranzutreiben. Zur Hypothesenformulierung überlegst Du Dir kritische Punkte, an denen Dein Geschäftsmodell scheitern könnte. Das Augenmerk wirfst Du hierbei auf Deine Zielkunden, Dein Werteversprechen, Deine Wertschöpfungskette und Deine Ertragsmechanik. Stelle Hypothesen auf, die zum Beispiel testen, in welcher Form der grösste Mehrwert für Deine Kunden geschaffen wird, wer überhaupt Deine Kunden sind oder wie viel sie bereit sind für Dein Produkt/Service zu bezahlen. Um Hypothesen zu formulieren, kannst Du die sogenannten Analogs (vergleichbare Angebote im Markt) und Antilogs (gegensätzliche Angebote im Markt) zur Hilfe ziehen. Überprüfe in Deinem Markt (aber auch ausserhalb lohnt es sich), welche Geschäftsmodelle und deren Bestandteile funktionieren und welche nicht. Finde heraus, weshalb gewisse Geschäftsmodelle in Deinem Markt nicht funktionieren, ob es bestimmte zu bevorzugende Kundensegmente gibt, ob der Markt bestimmten aufsteigenden bzw. abnehmenden Trends unterliegt oder wie stark der Markt umkämpft ist. Analogs sind Bestandteile Deines Geschäftsmodells, die im Markt bereits funktionieren und Du ebenfalls anwenden möchtest. Hier stellst Du Dir die Frage, was Du von der Konkurrenz lernen kannst, dass deren Bestandteile auch bei Deinem Geschäftsmodell funktionieren. Antilogs sind Bestandteile, die es in Deinem Markt noch nicht gibt, die Du jedoch zu Deinem Geschäftsmodell hinzufügst, damit Du eine einzigartige, kaum imitierbare aber erfolgreiche Lösung anbietest. Antilogs finden sich dann, wenn Marktteilnehmer sich bewusst für neue, andere oder gegensätzliche Geschäftsmodellbestandteile entscheiden, die bis dato entweder unerprobt waren, zuvor gescheitert sind oder aus einem komplett anderen Markt übertragen werden sollen.


Sobald Du passende Hypothesen aufgestellt hast, gilt es diese mittels des Feedbacks potenzieller Kunden zu testen. Halte jede einzelne Rückmeldung zu jeder Deiner Hypothesen fest, damit Du sie auswerten kannst und so ein genaues Bild über Deine Kunden und Deinen Markt erhältst. Überdies kannst Du die Sammlung an Rückmeldungen zur Gewinnung neuer Mittel und Ideen sowie neuer Ziele nutzen. Diese Auswertung ist für künftige Finanzierungsrunden von grosser Bedeutung, wenn Du potenzielle Investoren von Deiner Idee und dessen Umsetzungspotenzial überzeugen willst. Beachte beim Testen der Hypothesen, dass jede Änderung eines Elements Deines Geschäftsmodells normalerweise Änderungen an anderen Elementen nach sich zieht. Am besten fängst Du mit der Zielgruppenhypothese an. Kristallisiert sich bei deren Überprüfung heraus, dass Du mit Deiner Hypothese zu Deinen Zielkunden falsch gelegen hast, solltest Du zurück zur Startlinie gehen und Dich neu orientieren, sprich, einen sogenannten «Pivot» machen. Es ist unerlässlich, dass Du die passende Zielgruppe findest, für die Du ein relevantes Problem löst und die darüber hinaus bereit sind, für diese Problemlösung zu bezahlen.


Also, zurück zur eingangs gestellten Frage, ob es Sinn ergibt, zu Beginn einen Businessplan zu erstellen: Businesspläne können Dir in Deiner unternehmerischen Tätigkeit helfen, jedoch erst, wenn Hypothesen bestätigt werden und Deine unternehmerische Tätigkeit soweit ist, dass sie eine Planung zulässt. Zuvor sind sie oft hinderlich, da sie zu starr sind, Unvorhergesehenes nicht inkludieren und Parameter festlegen, ohne diese vorgängig validiert zu haben. Daraus resultiert, dass Du zu Beginn zu wenig flexibel bist, was in einer unsicheren Welt eines Unternehmers zum Niedergang führen kann. Deshalb rät es sich: Entwickle eine Routine im Umgang mit dem Unerwarteten! Teste Hypothesen und sei offen für Veränderungen. Geh auf Deine Kunden ein und spüre heraus, was die beste Lösung für das identifizierte Problem ist, damit Du für eine möglichst grosse Anzahl an Menschen die passende Lösung findest und diese zudem bereit sind, dafür zu bezahlen.