Female-Entrepreneurship in der Schweiz

Im Schweizer Startup-Ökosystem sind Frauen nach wie vor wenig vertreten. Doch mit der aufkommenden Forderung nach Gleichberechtigung von Männern und Frauen steigt sowohl das Interesse der Wirtschaft, als auch der Wissenschaft am Thema Female-Entrepreneurship.

Ein bevorzugter Fokus in der Wissenschaft im Bereich Female-Entrepreneurship liegt auf dem Gebiet der Finanzierung. Es ist bekannt, dass die Finanzierung ein entscheidender Faktor für den geringen Anteil von Gründerinnen im Startup-Ökosystem sein kann. Die unangenehme Wahrheit ist, dass Unternehmerinnen immer noch weniger Geld von Investoren erhalten als ihre männlichen Kollegen. In einer Studie fanden Kanze, Huang und Higgins (2017) heraus, dass dieser Unterschied durchaus mit der Art der Fragen zu tun hat, die von den Investoren in der Q&A-Runde nach dem Pitch gestellt werden. Männlichen Entrepreneuren werden positiv konnotierte Fragen gestellt, die sich auf die Förderung und das Gelingen des Startups konzentrieren und somit den Pitchenden und sein Startup in ein positives Licht rücken. Demgegenüber werden Female-Entrepreneurs eher präventiv ausgerichtete, negativ konnotierte Fragen gestellt, die potenzielle Zweifel aufwerfen. Somit müssen die Gründerinnen in ihren Antworten ihr Handeln und ihr Startup rechtfertigen, was sie in ein eher negatives Licht rückt. Ein Beispiel: Männer werden gefragt: «Was ist Ihr Anspruch, wenn alles gut läuft?». Demgegenüber bekommen Frauen Fragen wie die Folgende gestellt: «Wie halten Sie die Leute davon ab, Ihr Unternehmen zu kopieren?»

Studien haben gezeigt, dass positiv konnotierte Fragen zu einem höheren Fundraising führen. Entrepreneuren wird deshalb geraten, dass sie bei allfällig präventiv ausgerichteten Fragestellungen während der Q&A-Runde versuchen sollten das Fragemuster zu durchbrechen, indem sie die Diskussion durch gezielt positiv konnotierte Antworten neu gestalten.

Glücklicherweise gibt es auch Positives im Bereich Female-Entrepreneurship aus dem Schweizer Startup-Ökosystem zu berichten. Laut der letzten Ausgabe des Startup-Magazins wurden 41 der TOP 100 Startups 2019 von Frauen (mit-)gegründet oder haben eine Frau im Management. So ist z.B. die zweitplatzierte der Top 100 Startups 2019 Lunaphore Technologies SA von Débora Heintze und die fünftplatzierte BestMile Sàrl von Anne Mellano mitgegründet worden.

Zu den erfolgreichen Startup-Gründerinnen gehören auch HSG-Absolventinnen und -Studentinnen. Beispielsweise zählt die Serial-Entrepreneurin Bettina Hein, u.a. auch Start Global Initiatorin und bekannt als Löwin aus der TV-Show «Die Höhle der Löwen Schweiz», zu den HSG-Absolventinnen. Ein weiteres Vorbild ist Dorina Thiess, die mit ihrem MedTech-Startup Piavita bereits verschiedene Auszeichnungen entgegennehmen durfte und international erfolgreich ist. Darüber hinaus gehören auch unsere (ehemaligen) HSG Entrepreneurial Talents zu dem Kreis der erfolgreichen Gründerinnen. Judith Noerpel-Schneider räumte mit ihrem mitgegründeten Startup Pricenow AG unter anderem den Bits&Pretzels-Preis ab. Cathrin Flühler gründete als Co-Founderin die work cobby GmbH mit, ein Startup, das Büronutzungsmöglichkeiten sowie den Betrieb von Webseiten anbietet und verwaltet.

Um Female-Entrepreneurship in der Schweiz zu fördern, unterstützen wir von Startup@HSG mit unserem Female-Founder-Programm die Studentinnen der Universität St.Gallen in ihrer Gründertätigkeit. Unter anderem bieten wir kostenlose Startup-Coachings, Pitch-Trainings, sowie Support-Events und Talks an. Hier kannst Du mehr über unser Female-Founder-Programm erfahren.