Meistere die Unsicherheit

Alle sprechen davon, doch was ist es, das unternehmerische Risiko? Und ist die Angst vor dem unternehmerischen Risiko überhaupt begründet?


Denkst Du an Risiken, die mit Deinem unternehmerischen Handeln einhergehen, kommen Dir bestimmt Horrorszenarien in den Sinn wie etwa, dass Dir Deine Bank den Geldhahn zudreht, Deine Lieferanten ihre Zahlungen plötzlich frühzeitig einfordern, Deine Kunden die Produkte zurücksenden oder nicht bezahlen oder Du nicht mehr genügend Liquidität für den Fortbestand Deines Startups hast. Solche Ängste halten viele Menschen vor der Gründung ab. Doch kannst Du solche Worst-Case-Szenarien umgehen?


In der Risikoforschung spricht man von den drei Risikozuständen «Risiko», «Ambiguität» und «Unsicherheit». Mittels der Einschätzung eines gewissen Risikos soll in die Zukunft geblickt werden, um anhand von Szenarien die Wahrscheinlichkeit zu berechnen, welche möglichen Umweltzustände in der Zukunft eintreten werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes Ereignis eintritt, ist somit bekannt. Täglich wirst Du mit solchen Wahrscheinlichkeiten konfrontiert. Schau hierfür nur mal auf Deine Wetter-App auf Deinem Smartphone. Beispielsweise steht dort, dass es morgen mit einer Wahrscheinlichkeit von 20% regnen wird. Damit kennst Du nun den möglichen Umweltzustand in Bezug auf das morgige Wetter, nämlich, dass zu 80% kein Regen fallen wird. Nichtsdestotrotz kannst Du dir für diese 20%-ige Chance, dass es doch regnen wird, einen Regenschirm in die Tasche packen und bist somit für die Schlechtwetterlage gewappnet.


Die Ambiguität, auch Risikoperzeption genannt, besagt, dass umso weiter im Voraus Zukunftswahrscheinlichkeiten berechnet werden, desto unbeständiger die Vorhersage ist. Das bedeutet, dass die möglichen Ereignisse zwar bekannt sind, nicht aber die Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens. Diese Unbeständigkeit der Vorhersage hat damit zu tun, dass viele verschiedene Parameter in die Zukunft miteinspielen, von denen manche unvorhergesehen oder nur schwer kalkulierbar sind. Dies bedeutet für Dich, dass Du dank der Risikoberechnung weisst, dass es morgen mit 20%-iger Wahrscheinlichkeit regnen wird. Hast Du jedoch einen Urlaub in fünf Wochen geplant, kannst Du Dich auf die Wettervorhersage während deines Urlaubs nicht genau verlassen.


Der dritte wichtige Bestandteil der Risikoforschung ist die Unsicherheit. Du bewegst Dich im unternehmerischen Leben in einer Welt der Unsicherheit und des nicht berechenbaren Risikos. Damit ist gemeint, dass immer wieder Ereignisse eintreten – wie die aktuelle Coronavirus-Krise – deren zukünftige Umweltzustände wir nicht mehr kennen bzw. vorhersagen können. Somit sind weder die möglichen Ereignisse noch die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens bekannt.


Vom unternehmerischen Risiko spricht man also, wenn Du keine Prognosen treffen (Risikosituation) oder Marktforschung betreiben (Ambiguitätssituation) kannst und entsprechend die Unsicherheitssituation annehmen musst. Um diese Unsicherheit zu reduzieren gibt es eine Lösung: Durch das Einbringen Deiner vorhandenen Mittel (Fähigkeiten, Netzwerk und Werte) hast Du massiven Einfluss auf das künftige Geschehen. Mit einer Problemlösungskaskade kannst Du das Bedürfnis Deiner Kunden lösen und anfangen Daten zu sammeln, um künftig Prognosen und Marktforschungen durchzuführen. Als Entrepreneur kannst Du also die Zukunft gestalten obwohl Du sie nicht vorhersehen kannst. Um die Unsicherheit möglichst zu minimieren, eignet sich der «Lean-Startup-Ansatz», der dank dem Testen von Hypothesen letzten Endes das Produkt oder die Dienstleistung auf den Markt bringt, welche das Kundenbedürfnis bestmöglich befriedigt.