Mythen des Unternehmertums

Möchtest Du Dich gerne selbständig machen, hast aber weder eine weltbewegende Idee gefunden noch trägst Du das Unternehmer-Gen in Dir? Hast Du dann überhaupt eine Chance, zu den glücklichen Unternehmensgründern zu zählen? Oder musst Du nun Dein ganzes Leben für ein Unternehmen arbeiten, das nicht Dir gehört?

 

Wir räumen mit häufig genannten Mythen rund um das Unternehmertum auf.  

 

Unternehmer werden geboren, nicht gemacht.

Das Unternehmerdasein ist vielfältig, da kein Unternehmen dem anderen gleicht, dasselbe gilt auch für jeden Unternehmer. Folglich existiert ein spezifischer Erfolgstyp nicht. Zudem zeigt die Forschung, dass Unternehmertum erlernbar ist und Unternehmer nicht als solche geboren werden. Vielmehr steckt in jedem das Unternehmer-Gen. Die eigenen Vorlieben zeigen jedoch auf, in welche Richtung Dein Unternehmerdasein zielt, sprich, welcher Typ von Unternehmer Du bist.

 

 

Unternehmer sind Zocker.

Als Unternehmer bist Du in einem Umfeld grösster Unsicherheit tätig. Um diese Unsicherheit zu meistern, verlassen sich erfolgreiche Unternehmer auf ihre verfügbaren Mittel. Diese Herangehensweise, erkannt von der bekannten Entrepreneurship-Forscherin Saras Sarasvathy, wird als «Effectuation-Ansatz» bezeichnet. So bleibt die Zukunft zwar weiterhin unsicher, jedoch können die Entrepreneure mit den vorhandenen Mitteln sofort auf eine sichere Ressource zurückgreifen, direkt mit dem Unternehmensaufbau beginnen und so nur kalkulierte Verluste eingehen (sogenanntes Downside-Potenzial).

Blog: Probieren geht über Studieren

Blog: Verkraftbare/vertretbare Verluste (auf Englisch)  

 

 

Unternehmer sind ihre eigenen Chefs und völlig unabhängig.

Unternehmer haben oft Investoren, die ihnen liquide Mittel in Form von Eigenkapital zur Verfügung stellen. Hierfür bekommen die Kapitalgeber, einen Anteil des Unternehmens und treten, im Falle einer Aktiengesellschaft, als Aktionäre auf. Aktionäre haben meistens nicht nur eine finanzielle Beteiligung am Unternehmen, sondern besitzen auch Stimmrechtsaktien, was bedeutet, dass sie ein Mitspracherecht im Unternehmen besitzen. Nicht nur die Kapitalgeber und Miteigentümer sind relevant für ein Startup, vielmehr ist der Erfolg eines Startups von seinen Mitarbeitenden, deren Kompetenzen sowie den verschiedenen Anspruchsgruppen abhängig. Blog: Veränderung der Ziele (auf Englisch)  

 

 

Wenn Du einmal ein Unternehmen in den Sand gesetzt hast, wirst Du nie mehr Geld bekommen.

Viele erfolgreiche Entrepreneure sind vor ihrem ersten Erfolg gescheitert und haben dieses «Scheitern» als Chance genutzt. Wichtig ist, dass Du aus den gemachten Fehlern lernst und sie nicht wiederholst. Denn ein allfälliger Misserfolg muss nicht zwingend negativ sein, weil Du dadurch um eine wertvolle Erfahrung reicher bist, die Dich näher zu Deinem (nächsten) Ziel bringt. Blog: Misserfolg oder doch Erfolg?  

 

 

Geld ist die wichtigste Zutat für ein Startup.

Noch wichtiger als Geld ist es, dass Du ein Problem löst, das a) möglichst viele Menschen betrifft und b) diese auch bereit sind, für Deine Lösung einen gewissen Preis zu bezahlen. Somit muss ein Markt für Deine Lösung bestehen, ansonsten kannst Du keinen Umsatz bzw. Gewinn erzielen. Darüber hinaus sind die Fähigkeiten und Kompetenzen in Deinem Team von grösster Wichtigkeit, damit Du Dein Unternehmen zum Laufen bekommst, bzw. am Laufen hältst. Blog: Generiere Nutzen für Deine Kunden (auf Englisch) Blog: Smart Money ist die bessere Lösung (auf Englisch)  

 

 

Unternehmer sollten jung und energisch sein.

Harvard Business Review hat 2018 eine Studie publiziert, in der festgestellt wurde, dass erfolgreiche Unternehmensgründer im Durchschnitt 45 Jahre alt sind.

         

 

 

Unternehmer werden nur durch ihre Geldgier motiviert.

Fauchart und Gruber (2011) haben in ihrer Studie über die soziale Identität von Gründern drei «Entrepreneurial Types» erkannt – den Darwinisten, den Kommunitaristen und den Missionar. Alle drei werden aus verschiedenen Gründen angetrieben, Unternehmen zu gründen. Der Darwinist gründet hauptsächlich aus ökonomischen Gründen, der Kommunitarist möchte ein Problem für sein direktes Umfeld lösen und der Missionar sieht das Unternehmen als politisches Sprachrohr, um auf soziale Probleme aufmerksam zu machen und diese anzugehen.

 

 

 

Wenn ein Unternehmer talentiert ist, wird der Erfolg in ein oder zwei Jahren eintreten.

Ein Unternehmer kann noch so gut sein, wenn sein Service bzw. sein Produkt zum falschen Zeitpunkt auf den Markt kommt, sprich, der Markt noch nicht bereit für sein Produkt oder seine Dienstleistung ist, dann wird er nicht erfolgreich sein. Viele verschiedene Faktoren spielen in den Erfolg eines Unternehmers ein, so z.B. sein Netzwerk, seine finanziellen Ressourcen, die Nachfrage am Markt oder Unternehmenspartner. Durchschnittlich 53% der in den USA neugegründeten Unternehmen überleben die ersten fünf Jahre nicht. Diese Quote betrifft im Übrigen auch andre Länder und ist unabhängig von der Branche und dem Konjunkturzyklus.

 

 

Jeder Unternehmer mit einer guten Idee kann Risikokapital aufbringen.

Die fünf wichtigsten Gründe für einen Investor, in ein Startup zu investieren sind:

  1. Markt (69%)
  2. Management bzw. Team (60%)
  3. Strategie (54%)
  4. Wettbewerb (33%)
  5. Produkt und Technologie (30%)

 

 

Hier zum Video über den Entscheidungsprozess von Venture Capitalisten.  

 

 

Wenn ein Unternehmer über genügend Startkapital verfügt, kann nichts schiefgehen.

Klar, wenn Du genügend Geld hast, kannst Du Dir viel leisten. Doch ist es nicht so einfach in der Welt der Unternehmer. Um als Unternehmer erfolgreich zu sein, brauchst Du mehr als «nur» Geld, denn Du bist in einer Welt grösster Unsicherheit unterwegs. Nach der unternehmerischen Methode brauchst Du Dein Stärken-Mittelinventar. Stell Dir die Fragen: «Wer bin Ich?»; «Wen kenne Ich?»; «Was kann Ich?». Dadurch stellst Du Deine Werte, Vorlieben und Ideen, Dein Netzwerk sowie Dein Wissen, Deine Fähigkeiten und Deine Erfahrungen zusammen, die Dir als Werkzeug zur Unternehmensgründung dienen. Wie Du zum Unternehmer wirst, erfährst Du im Buch "Entrepreneurial Living" von Prof. Dietmar Grichnik und "St.Galler Startup Navigator" von Prof. Dietmar Grichnik & Co.  

 

 

In diesem Video räumt Prof. Dietmar Grichnik mit weiteren Mythen zum Thema Unternehmertum auf.